Weird System

24.Februar 2006:

Abwärts 'Breaking News - 40 Hits von Anfang bis heute' 2CD

Das neue Album:

Geschichte wird gemacht. Bei Abwärts seit nunmehr 9 Alben und weit über 25 Jahren. 'Breaking News' zieht die Bilanz, ist die längst fällige und definitive Compilation, die endgültige Zusammenstellung zur Entwicklung und Laufbahn dieser Masstäbe setzenden BRD-Underground-Institution. Von 1979 bis 2006, von 'Computerstaat' bis 'Alkohol', von 'Sonderzug zur Endstation' bis 'Terror-Beat'. 40 Titel, zweieinhalb Stunden Spielzeit. Alle Abwärts-Hits plus diverse, seltene Titel, teils vorher noch nie auf CD erschienen.

Das Doppelalbum komt in einem aufwendigen Klappcover und mit dickem 32-Seiten-Booklet. Darin enthalten sind unter anderem alle Songtexte sowie insbesondere eine ausführliche, von Frank Z. höchstselbst verfasste Bandgeschichte.
Dass der Mann reichlich Punk Rock-Erinnerungen zu berichten hat, dürfte klar sein. Und dass der Verfasser solch charmanter Werke wie 'Zonen-Zombie' oder 'Rundum-Glückspaket' dabei nicht auf die staubtrockene Tour
kommt, sondern ins echte Leben greift, bedarf wohl ebenfalls keiner Erläuterung. Hier mal ein paar Auszüge:

"Das 'Krawall 2000' zog allerdings nur allzu bald jede Menge verstörtes Volk an. Anwohnerbeschwerden, Schlägereien und Polizeieinsätze waren bald an der Tagesordnung. Als eines lauschigen Freitagabends ein vollalkoholisierter Spinner mit ausgefahrenem Springmesser vor mir stand, begriff ich, dass die Sache aus dem Ruder gelaufen war."

"Unser Auftritt fand auf dem Marktplatz von Castrop-Rauxel statt. Ich merkte sofort: hier spielte sich groteskes Schmierentheater in Reinkultur ab. Wir hatten wieder das Latexmädchen dabei. Zur Mitte des Songs holte ich einen Plastikdildo heraus, den ich mit dem Fake-Mikrofon austauschte. Ab diesem Moment wurde unsere Show vom WDR jäh ausgeblendet."

"Als wir in der Wache angekommen waren, stellte mir einer dieser Helden das Bein. Unter dem allgemeinen Gelächter der Cops sammelte ich mich mühsam wieder auf und hatte mir bei der Aktion noch nicht mal die Nase gebrochen."

"Diese Typen waren alle auf Heroin. Müller starb stilecht an einer Überdosis. Dr.Mabuse, ein Punk der ersten Stunde, stand vor dem Grab und goss eine Flasche Jägermeister darauf."

"Der GAU kam für diese Truppe bei dem Versuch, ein Motörhead-Konzert zu stürmen. Die Typen wurden von Bandmitgliedern und Roadies mit Baseballschlägern hinausgeprügelt. Auch kein Spass."

"Hinter dem eigentlichen Laden befand sich noch eine Wohnung, in der jetzt der Vertrieb seine Räume bezog. Wenn man hier zum falschen Zeitpunkt die falsche Tür aufmachte, konnte es schon mal passieren, dass man zwei entfesselte Gestalten beim Sex überraschte."

"Der Strom war schon abgestellt und Tommi Stumpff schrie unentwegt: 'Der KFC kennt keine Gnade! RAF! RAF'. Ich werde die Gesichter der Bullen nie vergessen. Es war wie in einem Freak Brothers-Comic."

"Mit Christiane F. fuhren wir nach München zu einer TV-Talkshow. Thema, sinngemäss: 'Wie kam ich vom Heroin runter?'. Christiane und wir waren während der Sendung voll auf Koks. Wir spielten einen Song und Christiane gab im Interview eloquente Antworten."

"Nachdem wir die Hälfte unseres Sets gespielt hatten, fingen wir an, die Figuren zu zertrümmern. Mufti begann, mit seiner Axt die Bühne zu shreddern. Die Leute waren begeistert."

Kleiner Ausschnitt aus dem CD-Booklet:

Soweit für den Moment. Alles weitere in 'Breaking News - 40 Hits von Anfang bis Heute'
Ab 24.Februar.

Die Band:

Flashback: 1979 bis 1982
Vier Tage später, und Abwärts hätten das originale Punk Rock-Jahrzehnt verpasst. So aber spielte die Band ihren ersten Liveauftritt überhaupt am 29.12.1979 auf dem ‘Geräusche für die 80er’-Festival in der Hamburger Markthalle. Kurz darauf, im Frühjahr 1980, erschien auch der erste Tonträger: die ‘Computerstaat’-EP setzte sich für fast ein Jahr an der Spitze der deutschen Independent-Charts fest. ‘Amokkoma’ lautete dann bereits Ende 1980 der programmatische Titel des Abwärts-Debut-Albums. ‘Linke Seite Supermarkt / rechte Seite Abenteuerspielplatz / in der Mitte Autobahn’ - dieser und viele andere Texte von Abwärts beschrieben von Beginn an auf unnachahmliche Weise kalte BRD-Realität, Lichtjahre jenseits von Deutschrock-Einfalt und Deutschpunk-Parolendrescherei. Im Paket mit der von Abwärts seinerzeit forcierten Musikmixtur aus technoidem Punkbeat und experimentellen Arrangements erspielte sich die Band schnell eine einzigartige Position - die Gruppe, auf die sich eine Zeit lang fast alle einigen konnten, von der harten Punkszene bis tief ins Wave- und Avantegardelager hinein.

Etablierte Labels erwiesen sich damals gegenüber derart neuen Klängen und Textansätzen als nahezu resistent. Also wurde fast alles selbst gemacht: Aufnahme, Produktion, Artwork, Vertrieb, Konzertbooking. Und das ziemlich erfolgreich. Doch schon zwei Jahre später hatte sich einiges in Deutschland allgemein und in der Musikszene im besonderen verändert: das zweite Abwärts-Album ‘Der Westen ist einsam’ (1982) und die etwa zeitgleiche ‘Beirut, Holiday Inn’-Maxi erschienen nun bei einem Major Label. Abwärts spielten als Opener internationaler Grössen wie The Cure - und die soeben formierten Toten Hosen machten noch im selben Jahr ihrerseits das Vorprogramm bei ein paar Abwärts-Auftritten.

Irgendwie und irgendwann war jedoch bald darauf die Luft schlicht raus. Der von irgendeinem Experten erfundene Begriff der ‘Neuen Deutschen Welle’ spülte fast nur noch Kinderlieder und kompletten Schwachsinn an die Oberfläche des Mediengeschehens. Die Bandmitglieder FM Einheit und Marc Chung wechselten zu den Einstürzenden Neubauten. Und Abwärts stellten die Existenz erst einmal ein.

1988 bis 1998
Nach dem notwendigen, schöpferischen break erschien 1988 das dritte Album ‘Abwärts’. Die Single-Auskopplung ‘Alkohol’ avancierte erneut zum Indie-Hit. Wie schon für ‘Beirut, Holiday Inn’ übernahm die Produktion des Albums wieder John Caffery, der spätere Hausmixer der Toten Hosen. A propos Hosen: obwohl musikalisch ja doch recht unterschiedlich, kreuzten sich die Wege beider Bands immer wieder: das 1990 herausgekommene Abwärts-Album ‘Ich seh die Schiffe den Fluss hinunterfahren’ erschien auch auf dem Label der Hosen, Totenkopf. Diverse Titelstories, Festivalauftritte und Touren folgten. Schnelle Zeiten, in denen sich der ‘Spiegel’ bemüssigt fühlte, die Band in einem Review zur Single ‘Sonderzug zur Endstation’ als „Hamburger Rüpelrocker“ schlimm zu verunglimpfen. Der mittlerweile nicht mehr kleine Abwärts-Bekanntheitsgrad zauberte bald darauf auch die Rechtsabteilung des ‘Playboy’-Herren-Fanzines auf den Plan: unter Androhung von 250.000,- DM Zwangsgeld wurde der Band eine Weiterverwendung des zu jener Zeit von Abwärts benutzten Bunny-Bandlogos (eine seitliche Totenschädel-Ansicht nebst Playboy-Style-Hasenlöffeln) untersagt. Laut Urteilsbegründung stellte die Abwärts-Version des Emblems nämlich eine „bösartige Verunstaltung des Playboy-Hässchens“ dar - was ja auch stimmte. Also kreirte die Gruppe für das Cover des Folgealbums ‘Comic Krieg’ (1991) eine Splatter-Hülle. Thematisch kreiste das neue Werk um CNN und den damals gerade beginnenden Golfkrieg, Teil 1.

Flemming Rasmussen, langjähriger Producer von Metallica, setzte das Abwärts-Album Nummer 6, ‘Herzlich willkommen im Irrenhaus’ (1993) in Szene, nicht aber den 94er-Longplayer ‘Hurra’, für den die Gruppe erstmals seit ‘Amokkoma’ dann wieder selbst Regie führte. Musikalisch klangen die Hamburger dabei mittlerweile erheblich rockiger als in den frühen 80ern. Den roten Faden im Abwärts-Universum bildeten dabei zu jeder Zeit die Texte von Abwärts-Mastermind Frank Z. Fans von gepflegter Resignation und kultiviertem Zynismus bekamen nämlich mittels Z.’s lyrischer Ausfälle schon von jeher stets gut eingeschenkt. Und das blieb auch 1995 so, als das zunächst letzte Abwärts-Album ‘V8’ erschien. Es schlossen sich in den Folgejahren noch zahlreiche Samplerveröffentlichungen und Soundtrackbeiträge sowie eine Frank Z.-Solo-Platte (1998, ‘Alcohol, Tobacco & Fire Arms’) an.

2004 / 2006
Was im Jahr 2002 mit ersten Studioexperimenten wieder anlief, mündete 2004 im neuesten Abwärts-Album ‘NuProp’. Frank Z.hat ein neues Line-Up der Gruppe zusammengestellt. Ergänzend zu dessen Tätigkeit bei Die Ärzte gehört künftig auch Rod Gonzalez als festes Bandmitglied zu Abwärts. Das ‘NuProp’-Album wurde von Frank und Rodrigo in Rods Berliner Studio gemeinsam produziert.

Inspiriert und zunehmend beunruhigt vom täglich intensiveren Sperrfeuer aus Eilmeldungen, Propagandamüll und breaking news entwerfen Abwärts auf dem neuen Werk das Bild eines Planeten im Schatten von Terrorparanoia, Medienhype, Massenpsychosen, Zukunftsangst - einer Welt im Zeichen von ‘NuProp’. Musikalisch führt dieser Longplayer Abwärts mit 14 zumeist kurzen, harten Tracks zurück an die Wurzeln der Band zwischen hartem Punk, Sample-Maschinensound und heftigen Gitarrenattacken.

Die LP/CD ‘NuProp’ ist im Herbst 2004 erschienen. Von der CD-Version gab es zu Beginn eine limitierte Erstauflage, welche neben dem ziemlich smarten ‘Happy Hour Mediapack’ (incl.Abwärts-Ringtones und Videoteil) ausserdem nicht weniger als vier rare Bonus-Titel enthält.

Abwärts 2006, das sind: Frank Z / Voc+Git, Rodrigo Gonzalez / Git (Die Ärzte), Stephan / Bass und Dog Kessler / Drums (ex-HBlockX). Dieses Line-Up ist auch in letzter Zeit oft auf der Bühne zu besichtigen. Aktuelle Termine und alle sonstigen News zur Band:

www.abwaerts.com

Ausserdem sollte dort auch der überaus sehenswerte Videoclip von Eon Arts zur Abwärts-Single ‘Terror-Beat’ zu betrachten sein.

Abwärts


24.Februar 2006: Abwärts 'Breaking News - 40 Hits von Anfang bis heute' 2CD Das neue Album: Geschichte wird gemacht. Bei Abwärts seit nunmehr 9 Alben und weit über 25 Jahren. 'Breaking News' zieht die Bilanz, ist die längst fällige und definitive Compilation, die endgültige Zusammenstellung zur Entwicklung und Laufbahn dieser Masstäbe setzenden BRD-Underground-Institution. Von 1979 bis 2006, von 'Computerstaat' bis 'Alkohol', von 'Sonderzug zur Endstation' bis 'Terror-Beat'. 40 Titel, zweieinhalb Stunden Spielzeit. Alle Abwärts-Hits plus diverse, seltene Titel, teils vorher noch nie auf CD erschienen. Das Doppelalbum komt in einem aufwendigen Klappcover und mit dickem 32-Seiten-Booklet. Darin enthalten sind unter anderem alle Songtexte sowie insbesondere eine ausführliche, von Frank Z. höchstselbst verfasste Bandgeschichte. Dass der Mann reichlich Punk Rock-Erinnerungen zu berichten hat, dürfte klar sein. Und dass der Verfasser solch charmanter Werke wie 'Zonen-Zombie' oder 'Rundum-Glückspaket' dabei nicht auf die staubtrockene Tour kommt, sondern ins echte Leben greift, bedarf wohl ebenfalls keiner Erläuterung. Hier mal ein paar Auszüge: "Das 'Krawall 2000' zog allerdings nur allzu bald jede Menge verstörtes Volk an. Anwohnerbeschwerden, Schlägereien und Polizeieinsätze waren bald an der Tagesordnung. Als eines lauschigen Freitagabends ein vollalkoholisierter Spinner mit ausgefahrenem Springmesser vor mir stand, begriff ich, dass die Sache aus dem Ruder gelaufen war." "Unser Auftritt fand auf dem Marktplatz von Castrop-Rauxel statt. Ich merkte sofort: hier spielte sich groteskes Schmierentheater in Reinkultur ab. Wir hatten wieder das Latexmädchen dabei. Zur Mitte des Songs holte ich einen Plastikdildo heraus, den ich mit dem Fake-Mikrofon austauschte. Ab diesem Moment wurde unsere Show vom WDR jäh ausgeblendet." "Als wir in der Wache angekommen waren, stellte mir einer dieser Helden das Bein. Unter dem allgemeinen Gelächter der Cops sammelte ich mich mühsam wieder auf und hatte mir bei der Aktion noch nicht mal die Nase gebrochen." "Diese Typen waren alle auf Heroin. Müller starb stilecht an einer Überdosis. Dr.Mabuse, ein Punk der ersten Stunde, stand vor dem Grab und goss eine Flasche Jägermeister darauf." "Der GAU kam für diese Truppe bei dem Versuch, ein Motörhead-Konzert zu stürmen. Die Typen wurden von Bandmitgliedern und Roadies mit Baseballschlägern hinausgeprügelt. Auch kein Spass." "Hinter dem eigentlichen Laden befand sich noch eine Wohnung, in der jetzt der Vertrieb seine Räume bezog. Wenn man hier zum falschen Zeitpunkt die falsche Tür aufmachte, konnte es schon mal passieren, dass man zwei entfesselte Gestalten beim Sex überraschte." "Der Strom war schon abgestellt und Tommi Stumpff schrie unentwegt: 'Der KFC kennt keine Gnade! RAF! RAF'. Ich werde die Gesichter der Bullen nie vergessen. Es war wie in einem Freak Brothers-Comic." "Mit Christiane F. fuhren wir nach München zu einer TV-Talkshow. Thema, sinngemäss: 'Wie kam ich vom Heroin runter?'. Christiane und wir waren während der Sendung voll auf Koks. Wir spielten einen Song und Christiane gab im Interview eloquente Antworten." "Nachdem wir die Hälfte unseres Sets gespielt hatten, fingen wir an, die Figuren zu zertrümmern. Mufti begann, mit seiner Axt die Bühne zu shreddern. Die Leute waren begeistert." Kleiner Ausschnitt aus dem CD-Booklet: Soweit für den Moment. Alles weitere in 'Breaking News - 40 Hits von Anfang bis Heute' Ab 24.Februar. Die Band: Flashback: 1979 bis 1982 Vier Tage später, und Abwärts hätten das originale Punk Rock-Jahrzehnt verpasst. So aber spielte die Band ihren ersten Liveauftritt überhaupt am 29.12.1979 auf dem ‘Geräusche für die 80er’-Festival in der Hamburger Markthalle. Kurz darauf, im Frühjahr 1980, erschien auch der erste Tonträger: die ‘Computerstaat’-EP setzte sich für fast ein Jahr an der Spitze der deutschen Independent-Charts fest. ‘Amokkoma’ lautete dann bereits Ende 1980 der programmatische Titel des Abwärts-Debut-Albums. ‘Linke Seite Supermarkt / rechte Seite Abenteuerspielplatz / in der Mitte Autobahn’ - dieser und viele andere Texte von Abwärts beschrieben von Beginn an auf unnachahmliche Weise kalte BRD-Realität, Lichtjahre jenseits von Deutschrock-Einfalt und Deutschpunk-Parolendrescherei. Im Paket mit der von Abwärts seinerzeit forcierten Musikmixtur aus technoidem Punkbeat und experimentellen Arrangements erspielte sich die Band schnell eine einzigartige Position - die Gruppe, auf die sich eine Zeit lang fast alle einigen konnten, von der harten Punkszene bis tief ins Wave- und Avantegardelager hinein. Etablierte Labels erwiesen sich damals gegenüber derart neuen Klängen und Textansätzen als nahezu resistent. Also wurde fast alles selbst gemacht: Aufnahme, Produktion, Artwork, Vertrieb, Konzertbooking. Und das ziemlich erfolgreich. Doch schon zwei Jahre später hatte sich einiges in Deutschland allgemein und in der Musikszene im besonderen verändert: das zweite Abwärts-Album ‘Der Westen ist einsam’ (1982) und die etwa zeitgleiche ‘Beirut, Holiday Inn’-Maxi erschienen nun bei einem Major Label. Abwärts spielten als Opener internationaler Grössen wie The Cure - und die soeben formierten Toten Hosen machten noch im selben Jahr ihrerseits das Vorprogramm bei ein paar Abwärts-Auftritten. Irgendwie und irgendwann war jedoch bald darauf die Luft schlicht raus. Der von irgendeinem Experten erfundene Begriff der ‘Neuen Deutschen Welle’ spülte fast nur noch Kinderlieder und kompletten Schwachsinn an die Oberfläche des Mediengeschehens. Die Bandmitglieder FM Einheit und Marc Chung wechselten zu den Einstürzenden Neubauten. Und Abwärts stellten die Existenz erst einmal ein. 1988 bis 1998 Nach dem notwendigen, schöpferischen break erschien 1988 das dritte Album ‘Abwärts’. Die Single-Auskopplung ‘Alkohol’ avancierte erneut zum Indie-Hit. Wie schon für ‘Beirut, Holiday Inn’ übernahm die Produktion des Albums wieder John Caffery, der spätere Hausmixer der Toten Hosen. A propos Hosen: obwohl musikalisch ja doch recht unterschiedlich, kreuzten sich die Wege beider Bands immer wieder: das 1990 herausgekommene Abwärts-Album ‘Ich seh die Schiffe den Fluss hinunterfahren’ erschien auch auf dem Label der Hosen, Totenkopf. Diverse Titelstories, Festivalauftritte und Touren folgten. Schnelle Zeiten, in denen sich der ‘Spiegel’ bemüssigt fühlte, die Band in einem Review zur Single ‘Sonderzug zur Endstation’ als „Hamburger Rüpelrocker“ schlimm zu verunglimpfen. Der mittlerweile nicht mehr kleine Abwärts-Bekanntheitsgrad zauberte bald darauf auch die Rechtsabteilung des ‘Playboy’-Herren-Fanzines auf den Plan: unter Androhung von 250.000,- DM Zwangsgeld wurde der Band eine Weiterverwendung des zu jener Zeit von Abwärts benutzten Bunny-Bandlogos (eine seitliche Totenschädel-Ansicht nebst Playboy-Style-Hasenlöffeln) untersagt. Laut Urteilsbegründung stellte die Abwärts-Version des Emblems nämlich eine „bösartige Verunstaltung des Playboy-Hässchens“ dar - was ja auch stimmte. Also kreirte die Gruppe für das Cover des Folgealbums ‘Comic Krieg’ (1991) eine Splatter-Hülle. Thematisch kreiste das neue Werk um CNN und den damals gerade beginnenden Golfkrieg, Teil 1. Flemming Rasmussen, langjähriger Producer von Metallica, setzte das Abwärts-Album Nummer 6, ‘Herzlich willkommen im Irrenhaus’ (1993) in Szene, nicht aber den 94er-Longplayer ‘Hurra’, für den die Gruppe erstmals seit ‘Amokkoma’ dann wieder selbst Regie führte. Musikalisch klangen die Hamburger dabei mittlerweile erheblich rockiger als in den frühen 80ern. Den roten Faden im Abwärts-Universum bildeten dabei zu jeder Zeit die Texte von Abwärts-Mastermind Frank Z. Fans von gepflegter Resignation und kultiviertem Zynismus bekamen nämlich mittels Z.’s lyrischer Ausfälle schon von jeher stets gut eingeschenkt. Und das blieb auch 1995 so, als das zunächst letzte Abwärts-Album ‘V8’ erschien. Es schlossen sich in den Folgejahren noch zahlreiche Samplerveröffentlichungen und Soundtrackbeiträge sowie eine Frank Z.-Solo-Platte (1998, ‘Alcohol, Tobacco & Fire Arms’) an. 2004 / 2006 Was im Jahr 2002 mit ersten Studioexperimenten wieder anlief, mündete 2004 im neuesten Abwärts-Album ‘NuProp’. Frank Z.hat ein neues Line-Up der Gruppe zusammengestellt. Ergänzend zu dessen Tätigkeit bei Die Ärzte gehört künftig auch Rod Gonzalez als festes Bandmitglied zu Abwärts. Das ‘NuProp’-Album wurde von Frank und Rodrigo in Rods Berliner Studio gemeinsam produziert. Inspiriert und zunehmend beunruhigt vom täglich intensiveren Sperrfeuer aus Eilmeldungen, Propagandamüll und breaking news entwerfen Abwärts auf dem neuen Werk das Bild eines Planeten im Schatten von Terrorparanoia, Medienhype, Massenpsychosen, Zukunftsangst - einer Welt im Zeichen von ‘NuProp’. Musikalisch führt dieser Longplayer Abwärts mit 14 zumeist kurzen, harten Tracks zurück an die Wurzeln der Band zwischen hartem Punk, Sample-Maschinensound und heftigen Gitarrenattacken. Die LP/CD ‘NuProp’ ist im Herbst 2004 erschienen. Von der CD-Version gab es zu Beginn eine limitierte Erstauflage, welche neben dem ziemlich smarten ‘Happy Hour Mediapack’ (incl.Abwärts-Ringtones und Videoteil) ausserdem nicht weniger als vier rare Bonus-Titel enthält. Abwärts 2006, das sind: Frank Z / Voc+Git, Rodrigo Gonzalez / Git (Die Ärzte), Stephan / Bass und Dog Kessler / Drums (ex-HBlockX). Dieses Line-Up ist auch in letzter Zeit oft auf der Bühne zu besichtigen. Aktuelle Termine und alle sonstigen News zur Band: www.abwaerts.com Ausserdem sollte dort auch der überaus sehenswerte Videoclip von Eon Arts zur Abwärts-Single ‘Terror-Beat’ zu betrachten sein.